Alltagswunsch - aus "Alltägliche Irrungen und Verwirrungen" von Iris Köppel

Ehemaliger Alltags-Wunsch
(aufgeschrieben August 2013)

Meine schönste Zeit am Lehrerseminar fand einmal vor Weihnachten statt: Ein unbewusster Wunsch wurde mir erfüllt!
Wegen einer kieferorthopädischen Behandlung durfte ich während rund fünf Tagen nicht sprechen. Als mir der Arzt diesen Behandlungsschritt ankündigte, war er ziemlich besorgt – und ich hoch erfreut! Ich konnte es kaum fassen, dass ich ärztlich verordnet würde schweigen dürfen.

Diese fünf Tage bedeuteten für mich, dass ich keine einzige Frage würde beantworten müssen; dies erlaubterweise und respektiert! Fünf Tage konnte ich beruhigt den Unterricht besuchen, einfach zuhören und hatte keinen Stress mit – für mich – unerwarteten und unbegreiflichen Fragen.

Meine Klassenkameradinnen hatten grösstes Bedauern mit mir – was ich nicht wirklich begreifen konnte! Sie meinten, sie würden das nicht aushalten, so lange nicht sprechen zu können, nicht einmal einen Tag am Stück. Wenn sich diese Aktion nur auf die Schule beschränken würde, doch einfach gar nicht sprechen – das war undenkbar für sie!

Ich hingegen konnte sehr gut damit leben, gar nicht sprechen zu dürfen. Für jene Sachen, welche ich dringend brauchte und auf andere angewiesen war, gab es ja noch den schriftlichen Verständigungsweg. Diesen schätze ich sowieso bedeutend mehr als das Mündliche.
Heute würde ich eine „sprachlose“ Phase zwar immer noch gut überstehen, habe inzwischen aber zum Glück einen Zugang zum Mündlichen gefunden. Ich bin froh, darauf bauen zu können; selbst wenn das Mündliche auch heute noch eine grosse Herausforderung für mich sein kann!

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